Neben seiner Konzerttätigkeit ist es dem Pianisten ein Bedürfnis, beim Improvisieren Klänge aus der eigenen Seele fließen zu lassen. “Die Klänge können einfach sein, solange sie authentisch sind. Eine einzige Note, je nachdem, wie sie angechlagen wird, kann etwas Persönliches sagen”. Stilistisch fühlt er sich damit einer jungen, spirituell suchenden Generation nahe, die eine Art “Pop Klassik” nach dem Vorbild von Einaudi, Yiruma, Thiersen u.v.a. als ihre Sprache und Ausdruck ihres Lebensgefühls empfindet. (Mehr darüber…)
Stream now (Jetzt anhören)
Click on your favorite streaming service
Über das Album
Warum eigene Musik?
Nie hätte ich gedacht, dass ich je komponieren oder improvisieren würde. Das wollte ich denen überlassen, die es studiert haben. Heute sind die Studiengänge Komposition und Instrumentalspiel getrennte Hochspezialisierungen. Leider. Genau da fühlte ich irgendwann, dass mir etwas fehlt. Es gehört einfach dazu, seine persönlichen Ideen fließen lassen, auch wenn das ohne den Anspruch geschieht, ein Beethoven oder Stockhausen zu werden. Man tut es einfach. Meine Klänge können einfach sein, solange sie authentisch und persönlich sind. Es gehört zum Musikersein dazu, ein persönliches Bekenntnis in Form von Klängen abzuliefern. Ich liebe es, wenn es total simple Ideen sind, die aber einen tief persönlichen Stempel haben und aus dem eigenen Innenleben sprechen. Das ist meine persönliche Note.
Klassik-Pop Stil: Identifikationsgefühl einer jungen Generation
Als Stil kam in dieser Einfachheit zu meiner eigenen Überraschung so etwas wie “Pop Klassik” heraus, und mir fiel auf, dass ich schon seit über 10 Jahren darin eine Sprache der Zeit gefühlt habe, mit der ich mich einer jungen, spirituell berührbaren Generation verbunden fühle. Solche Musik hat eine ähnliche Sensibilität, Menschlichkeit, Gefühlsehrlichkeit und Tiefe wie Chopin oder Schubert, ohne deren Sprachstil zu imitieren, der gefühlt ein Dialekt der damaligen und nicht der heutigen Generation ist und sich deshalb für manche Jugendliche verstaubt anfühlt, obwohl die Emotionen eigentlich dieselben sind. Zur enormen Bandbreite von heutigem Lebensgefühls passt u.a. ein Sprachdialekt, der auch die junge Generation berührt: einfach, klar, schlicht, mit einem leichten Gefühl von Pop, ohne die seelische Tiefe aufzugeben. Exakt in der Mitte zwischen E- und U-Musik.
Meine persönlichen “Helden” der Zeit, die diesen Nerv schon lange treffen, sind Einaudi und Yiruma. Ohne sie imitieren zu wollen, merke ich, dass ich beim Improvisieren automatisch in ihre Richtung tendiere.
Wie Improvisationen bei mir entstehen
Diese Improvisationen sind wirklich im Moment des Entstehens aufgenommen. Es sind alles erste oder maximal zweite Versuche. Keine dieser Nummern wurden eingeübt oder auf dem Notenblatt komponiert. In dem Moment, wo die Idee kam, schaltete ich die Mikrofone ein, um von der Magie der Inspiration zu profitieren. Diese Momente sind einzigartig. Man ist so mit einer besonderen Klangvorstellung geladen, die nach draußen will und einen drängt, das Klavier zu berühren. Bevor ich loslege, schwebt mir meistens nur eine Tonart, ein Gefühlsbild, sowie die ersten paar Töne und Akkorde vor. Was danach kommt, weiß ich noch nicht; es entfaltet sich in diesem Moment.
Auf diese Weise habe ich von Februar bis Juli 2019 Aufnahmen gesammelt, bis ich im August zum ersten Mal wagte, mir anzuhören, was ich da so fabriziert habe. Manches musste ich freilig wegwerfen, aber im Großen und Ganzen war ich extrem überrascht, dass ich das meiste “gar nicht so schlecht” fand. Hier ist es nun; 🙂 auf allen Streming-Plattformen verfügbar.
Die Titel
Die Titel bedeuten nicht, dass die Musik Geschichten erzählt. Die Titel sind rein assoziativ hinterher der Stimmung zugeordnet, um greifbare Namen zu haben. Die Assoziationen, bspw. von “ripples” auf einer Wasseroberfläche, kamen hinterher beim Anhören. Der Titel “ocean of pain” liegt mir besonders am Herzen. Ich war bei der Lektüre autobiographischer Schriften eines Yogis berührt, wie sehr solche hochentwickelten Menschen teilweise den Schmerz der ganzen Welt auf sich nehmen. Er sprach von einem “Ozean des Schmerzes”, der ihm gleichzeitig das größte Glück bedeutete. Als ich meine c-Moll-Improvisation anhörte, kam mir im Mittelteil diese Assoziation, und ich fühlte, ich habe in mir auch so einen Mini-Ozean von Schmerz, der in dieser Passage frei fließt. Oft fühle ich, wenn ich am Klavier sitze, den Wunsch, mich selbst und die Menschen über die Musik von einem irrsinnigen, tiefen Weltschmerz zu befreien. Melancholische Musik hilft, ihn zu fühlen und gleichzeitig zu besänftigen und zu wandeln.
Hintergrundgeschichten
Wie es tatsächlich dazu kam, ist so unglaublich, dass niemand die Geschichte glauben wird. Eine Geistheilerin meines Vertrauens, die mich einst von einer Neuroborreliose befreit hatte, sagte nach einer Sitzung zu mir “Komponieren, Komponieren, Komponieren”. Sie hatte in ihrer Hellsichtigkeit irgend etwas gesehen, was im Leben auf mich wartet. Normalerweise höre ich auf solche Ratschläge nicht. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt kein Interesse, selber Musik zu erfinden. Danach häuften sich jedoch die Synchronizitäten. Ende Januar 2019 lief mir meine Nachbarin über den Weg, die als Theaterregisseurin Musik für ihr eigenes Theaterstück brauchte und mich fragte, ob ich nicht Musik dazu improvisieren und aufnehmen könnte. Ich hatte Lust, für ein Experiment ins kalte Wasser zu springen. So trafen wir uns für eine 4-stündige Aufnahmesession, wo sie mir jeweils die Stimmung und Atmosphäre einer Szene erklärte, woraufhin ich versuchte, mich hineinzufühlen und vor laufenden Mikrofonen etwas improvisierte. Daraus wurde das Album “Lübecker Ladys”. Bei der Premiere war ich selber überrascht, wie gut die Musik teilweise passte.
Daran hatte ich solchen Spaß gefunden, dass ich beschloss, die Mikrofone und Aufnahmegeräte in meinem Übezimmer fest zu verkabeln und bei Gelegenheit griffbereit zu haben. Wann immer mich die Lust zum Improvisieren überkam, schaltete ich die Aufnahme ein und setzte mich ans Klavier – und hinterher sortierte ich aus, was mir gefiel.